GEMÜSE PFLANZEN UND STROM ERNTEN

Königsfelder



HOFSTORY: AGRI-PV GEWÄCHSHAUS

Drohnenaufnahme


BETRIEBSFORM: Haupterwerb

WIRTSCHAFTSWEISE: Ökologisch seit 2019

ARBEITSKRÄFTE: 2

BETRIEBSGRÖSSE:
16 Hektar Ackerland,
26 Hektar Grünland,
0,5 Hektar Wald

BETRIEBSZWEIGE:
Mutterkuhhaltung
Gemüseanbau mit Abo-Kiste
Hofladen
Ölpresse
Legehennen



Die Story hinter dem Agri-PV Gewächshaus vom Königsfeld

Gewächshaus

Im Januar 2024 standen Maria und Johann zwischen Metallstreben und Glaselementen auf einem Acker in Alpennähe. Das Gewächshaus, das sie dort abbauten, war alles andere als neu. Dafür kompakt, stabil und vor allem: perfekt für ihr Vorhaben.

Heute steht es auf ihrem eigenen Hof zwischen Waschplatz, Tomatenranken und Hofladen. 100 Quadratmeter, von Hand ab- und wiederaufgebaut. Und mit einer Besonderheit: Auf dem Dach sitzen seit dem Aufbau spezielle Photovoltaik-Module, die nicht nur Strom erzeugen, sondern auch Licht für die Pflanzen durchlassen.


Der Wunsch nach mehr Sicherheit

Maria Königsfeld

Maria und Johann bewirtschafteten bereits einen vielfältigen Hof mit 45 Hektar Fläche und Rindern, Hühnern in Mobilställen, Freilandgemüse, Sonnenblumenöl aus eigener Presse. Doch das Wetter machte den Gemüseanbau zunehmend unberechenbar. Tomaten, Paprika, Gurken sind beliebt, aber empfindlich. Ein wetterfester Raum musste her. Kein Folientunnel, kein Neubau mit 800 Quadratmetern. Stattdessen ein gebrauchtes Gewächshaus, überschaubar im Umfang, aber voller Möglichkeiten.

Neben der Ertragssicherheit spielte auch die Öffentlichkeitsarbeit eine Rolle: Der neue Betriebszweig sollte zeigen, dass Landwirtschaft modern, pragmatisch und offen sein kann und dass Nachhaltigkeit mehr ist als ein Label. Das Agri-PV Konzept passte: Die PV-Module sind lichtdurchlässig, sodass sie Strom liefern und gleichzeitig das Pflanzenwachstum nicht behindern.


Aufbau aus eigener Kraft

Johann

Der Abbau war eine erste Prüfung: Kälte, Glasbruch, trübe Scheiben, die später ersetzt werden mussten. Noch vor dem Aufbau zeigte sich, dass die geplante Fassade dreimal teurer werden würde als gedacht. Ein Rückschlag, aber keiner, der das Projekt ins Wanken brachte. Die Gläser wurden angepasst, das Schienensystem mitbedacht, die PV-Module aufgesetzt.

Seit dem Frühjahr 2024 wachsen im Gewächshaus Tomaten, Gurken, Paprika und Auberginen. Etwa die Hälfte der Fläche ist für Tomaten reserviert, ein stabiles Ertragsstandbein. Die Bewässerung läuft über App, die Lüftung ist automatisiert. Die PV-Anlage auf dem Dach produziert Strom für den Eigenverbrauch und sorgt für rund 2.000 Euro Einsparung im Jahr.


Ein Ort für Produktion und Begegnung

Grillplatz

Das Gewächshaus ist Produktionsort und wurde zum Herzstück des Hofs. Waschplatz, Sitzgelegenheiten, ein Grill: Hier finden Hofführungen statt, Gespräche, Verkostungen. Bei der ersten Führung im Sommer fiel das Sonnenlicht gefiltert durch die PV-Module auf die Pflanzen, draußen wurde Fleisch vom Hof gegrillt.

Die Produkte gehen in die Gemüsekiste und finden ihren Weg bis in Münchens gehobene Gastronomie, darunter auch Sterneküchen. Wer will, kann sehen, woher das Gemüse kommt.


Nächste Schritte ohne Perfektionsdruck

Tomaten

Die Herausforderungen sind nicht verschwunden. Zeit bleibt knapp, der Boden unter dem Gewächshaus musste aufwendig gelockert werden, weil beim Aufbau mit dem Traktor zu nah herangefahren wurde. Die Finanzierung war ein Drahtseilakt zwischen Eigenkapital und improvisiertem Kostenmanagement. Eine finanzielle Förderung haben sie nicht in Anspruch genommen. Nach dem Aufbau des Gewächshauses kam die Gemüseberatung von Naturland auf den Betrieb zu. Zwei Mal waren sie vor Ort, um Tipps zur Pflanzengesundheit und Sortenwahl zu geben.



„Der Hof soll nicht nur Arbeitsort sein, sondern Lebensort – offen für Menschen, die gemeinsam gestalten wollen und neugierig auf Landwirtschaft sind.“



Agri PV Dach

Auch wenn das Projekt steht, bleibt es beweglich. Es schwirren schon neue Ideen und Träume für die Nutzung des Hofes in Marias und Johanns Köpfen: ein Bauernhofkindergarten, Tiny Houses, eine kleine Brauerei. Der Hof soll ein Ort des Zusammenkommens sein. Sollte der Gemüseanbau unterm PV-Dach irgendwann nicht mehr passen, kann das Gewächshaus zum Hofcafé umfunktioniert werden. Die beiden planen nicht im großen Stil oder nach fixem Ablaufplan. Sie planen flexibel und entwickeln Ideen je nach Situation weiter.



Zwischen Ideal und Alltag: Erfahrungen zum Mitnehmen

Auch anderen würden Maria und Johann raten, sich nicht von festen Vorstellungen oder äußeren Erwartungen leiten zu lassen. Entscheidend sei, herauszufinden, was man wirklich will. Nicht betriebswirtschaftlich, sondern persönlich. Die Lust an der Sache, sagen sie, sei ein guter Kompass. Wer sich daran orientiert, trifft Entscheidungen, die tragfähig sind. Und wer Neues ausprobiert, spürt schnell, ob es Freude macht – oder eben nicht. Nur so lässt sich herausfinden, was wirklich zum eigenen Hof, zum Alltag und zum Leben passt.

Johann und Maria Kirchfeld



Agri-PV Gewächshaus - Maria und Johann Kirchfeld

LANDKREIS: Freising

REGIERUNGSBEZIRK: Oberbayern

ADRESSE:
Am Königsfeld 1
85402 Kranzberg

WEITERE INFORMATIONEN:
Der Hofladen ist täglich von 7 - 22 Uhr geöffnet.
Gemüsekiste auf Vorbestellung -> Abholung immer Donnerstags
Versand von Rindfleisch möglich