EINFACH MAL MACHEN
					  
	 
	
HOFSTORY: MÄCHLERHOF
				  
	 
BETRIEBSFORM: Nebenerwerb
WIRTSCHAFTSWEISE: Ökologisch (seit 2022)
ARBEITSKRÄFTE: 13 AK
BETRIEBSGRÖSSE: 7 Hektar Grünland
BETRIEBSZWEIGE: Urlaub auf dem Bauernhof (Ferienwohnungen),
Gastronomie, Seminarraum, Beratung zu Gastronomie/Hotellerie
TIERHALTUNG:
15 Rinder, 20 Bergschafe, 3 Haflinger, 2 Esel,
2 Ziegen, 2 Schweine, 200 Hühner
	
	 
	
Die Story hinter dem Mächlerhof
				  
	Es gibt Menschen, die warten, bis ein Plan perfekt ausgetüftelt ist. Und dann gibt es Menschen wie Julia und Stephan Babel. Die einfach mal machen. Um dann festzustellen: Das funktioniert.
Auf einem abgelegenen Hof im Allgäu betreiben die beiden heute ein Restaurant, das Gäste aus einem Umkreis von rund 70 Kilometern anzieht. Menschen, die Wert auf eine ehrliche, kreative Küche legen. Daneben vermieten sie Ferienwohnungen für Urlaubsgäste, die den Hof für mehrere Tage zu ihrem Zuhause machen.
	
	 
	
				  Entstanden ist das nicht durch einen großen Masterplan. Sondern, weil Julia und Stephan Schritt für Schritt ausprobiert haben. Erst ein Ladengeschäft, dann zusätzlich ein mobiler Hofladen, eine improvisierte Küche im Laden, perfektioniert im Catering und irgendwann der Mut, alles an einem Ort zusammenzuführen.
	 
	
Vom Bauchgefühl zum Bauprojekt
				  Stephan ist Hotelkaufmann und gelernter Koch und wollte irgendwann nicht mehr auf anonymes Fleisch zurückgreifen. Ihm ging es darum, Verantwortung für die Tiere zu übernehmen, die er später in seiner Küche verarbeitet. So entstand die eigene Tierhaltung, zuerst nur im Privaten mit einer Mutterkuh und Kalb, Hühner und Esel. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete er nicht mehr in der Gastronomie, begann aber die Liebe dazu wieder zu entdecken und ging dann in der Vermarktung nach außen. Denn Julia kam dazu, brachte Organisationstalent und Genauigkeit mit. Das war manchmal fordernd, oft aber genau das, was es brauchte. Gemeinsam merkten sie: Menschen interessieren sich dafür, wie Essen entsteht und was es bedeutet, Zeit und Sorgfalt in Lebensmittel zu stecken.
	 
	
				  Also probierten sie aus. Verkauften eigene Produkte, kochten spontan für Gäste, wagten Dinge, ohne vorher alles abzusichern. Nicht alles ging auf, manches blieb eine Sackgasse. Aber sie hielten sich nie an einer Idee krampfhaft fest. Funktionierte etwas nicht, war es ein Learning und weiter ging’s.
	 
	
Zwischen Zuspruch und Zweifeln
				  
	 
	
				  Als der alte, stark sanierungsbedürftige Hanserhof zwischen Königswinkel und Pfaffenwinkel im Allgäu von seiner Erbengemeinschaft verkauft werden sollte, ergriffen Julia und Stephan die Chance und erwarben ihn. Für viele war das mutig, für manche schlicht verrückt. Neben viel Zuspruch hörten sie auch Sätze wie: „Jetzt spinnen sie komplett.“ Die Landwirtschaft bauten sie derweil aus, es kamen u.a. ein Mobilstall mit über 200 Hühnern dazu und Galloways in ganzjähriger Weidehaltung.
	 
	
				  Die beiden ließen sich nicht beirren. Sie investierten viel Geld, brachten Eigenkapital und weitere Eigenleistungen ein. Dazu kamen Fördermittel, ohne die das Projekt nicht denkbar gewesen wäre. In nur drei Jahren bauten sie zwei private Wohneinheiten, ein Restaurant, sieben Ferienunterkünfte und einen Stall für ihre inzwischen bunte Tierfamilie. Und das alles ohne Architekten, sie koordinierten Gewerke selbst und verbrachten unzählige Stunden auf der Baustelle.
	 
	
Feiern im Chaos
				  Dem eigenen Prinzip “einfach machen” sind Julia und Stephan auch beim Bau treu geblieben und haben sich nicht in Perfektionismus verloren. Sie haben die Baustelle konsequent durchgezogen und trotzdem schon früh Gäste empfangen, um Geld zu verdienen. Manche saßen in der fertigen Stube, während draußen noch Gerüste standen. Eine Hochzeit wurde gefeiert, obwohl wenige Tage zuvor ein Wasserschaden den Boden geflutet hatte. Die Gäste hat das nicht gestört – im Gegenteil: Sie haben das Fest ihres Lebens gefeiert.
	 
	
„Das Vertrauen der Gäste – mitten im Baustellenchaos – war unser größter Antrieb.“
	 
	
Unterstützung und Rückhalt
				  Hilfe kam auf vielen Wegen. Da war das Netzwerk der Heimatunternehmen, das den beiden zeigte: Ihr seid nicht die Einzigen, die so „verrückt“ sind. Da war die Heimatentwicklerin, die ihnen Mut machte, Türen zu den Ämtern öffnete, wenn Formulare und Vorgaben wie Mauern wirkten. Und da war die Familie. Nicht skeptisch, sondern mit dem Vertrauen, dass Julia und Stephan diesen Weg gehen können.
	 
	
Verwurzelt, aber nicht verhaftet
				  Heute ist der ehemalige Hanserhof genau das, was Julia und Stephan sich erträumt haben: ihr Mächlerhof. Ein Hof, auf dem Landwirtschaft, Küche und Gästeunterkünfte zusammenfinden. Hier haben sie Wurzeln geschlagen, beruflich wie privat. Und doch ist da dieses Wissen, dass der Hof keine Last sein muss. Das schenkt ihnen innere Freiheit, nimmt gleichzeitig Druck und bestärkt sie darin, ihren Traum hier mit ganzer Kraft und auf Dauer zu leben. Sollten sich die Rahmenbedingungen im Gastgewerbe ändern oder die Freude verloren gehen, findet sich immer ein Plan B. Denn sie sind sicher, ihr Mut und ihre Kreativität vorausgesetzt, kann dieser Ort dem Wandel, den eigenen Bedürfnissen und Möglichkeiten wachsen und sich verändern.
	 
	
Der Weg entsteht unterwegs
Von Julia und Stephan lässt sich lernen, dass Mut wichtiger ist als ein perfekter Plan. Dass man anfangen darf, auch wenn noch nicht alles fertig ist. Und dass es entscheidend ist, flexibel zu bleiben. Bereit, eine Abzweigung zu nehmen, wenn sich unterwegs eine bessere Richtung zeigt. Dieses Vertrauen ins Machen öffnet Wege, die man vorher nicht sieht.
	 
	
					  
	 
	
Mächlerhof – Julia und Stefan Babel
	LANDKREIS: Ostallgäu
REGIERUNGSBEZIRK: Schwaben
ADRESSE:
Leitenbach 18 
84335 Mitterskirchen
WEITERE INFORMATIONEN: