SOLIDARISCH WIRTSCHAFTEN, GEMEINSAM WACHSEN
					  
	 
	
HOFSTORY: SOLAWI REISNER HOF
				  
	 
BETRIEBSFORM: Haupterwerb
WIRTSCHAFTSWEISE: Ökologisch seit 2015
ARBEITSKRÄFTE: 2
BETRIEBSGRÖSSE:
24 Hektar Ackerland, 
2,5 Hektar Grünland, 
3 Hektar Wald
	
	 
	
Die Story hinter der SoLawi Reisner Hof
				  Am Anfang stand keine große Idee – nur das Gefühl, dass etwas nicht mehr passt. Claudia und Stephan hörten hin und veränderten ihren Hof. Aus einem klassischen Bio-Ackerbaubetrieb entstand in wenigen Jahren eine solidarische Landwirtschaft, die heute nicht nur Menschen mit frischem Biogemüse versorgt, sondern auch zeigt, wie Landwirtschaft anders (und erfolgreich) gedacht werden kann.
	 
	
Zwischen Alltag und Aufbruch
				  
	2015 übernahm Claudia den damals traditionellen landwirtschaftlichen Hof der Eltern und führte ihn zunächst im Nebenerwerb weiter. Sie baute Getreide an, kümmerte sich um den Erhalt der Flächen und hielt die vorhandenen Strukturen am Leben. Doch wirklich zukunftsfähig fühlte sich das nicht an. Immer wieder stellte sie sich die Frage: Lohnt sich das alles oder braucht es etwas völlig Neues?
Die Antwort kam nicht über Nacht. Sondern über viele Gespräche mit Stephan, ihrem Partner. Der saß zu der Zeit noch in einem IT-Job, der ihn mehr müde machte als zufrieden. Der Gedanke, auf dem Reisner Hof gemeinsam etwas Eigenes aufzubauen, wurde langsam konkreter. 
	
	 
	
Ein Umdenken beginnt
				  
	Was wäre, wenn aus dem Hof ein Ort wird, der nicht nur produziert, sondern verbindet? Wo nicht für den Markt, sondern für Menschen angebaut wird, die mittragen, mitgestalten und auch mitverantworten?
Sie recherchierten, lasen, sprachen mit anderen Höfen. Haselnüsse? Kräuter? Exotisches Gemüse? Die Idee, auf das Marktgarten-Konzept aus den USA zu setzen, wurde schließlich zur Grundlage und durch einen externen Berater gestärkt: kleinflächiger, intensiver Anbau, direkter Kontakt zur Kundschaft, verlässliche Planung durch Ernteanteile.
	
	 
	
„Wir haben nicht nach der größten Marktlücke gesucht, sondern nach etwas, das zu uns passt und das wir gern machen.“
	 
	
Lernen durch Anbauen
				  2020 wagen sie den Schritt zur solidarischen Landwirtschaft, kurz SoLawi. Stephan kündigte seinen Job, Claudia fuhr den Ackerbau zurück und verpachtete einen Großteil der Flächen. Die beiden starteten mit dem, was da war: ein Weizenfeld, 35.000 € Eigenkapital, ein kleiner Kredit für das Gewächshaus, viel Motivation – und keine Ahnung vom professionellen Gemüseanbau. Sie lernten beim Machen. Pflanzten, beobachteten, machten Fehler, versuchten es nochmal. Fachbücher, YouTube Videos, Seminare, Telefonate mit anderen Betrieben: Stück für Stück entstand etwas Greifbares.
	 
	
Start unter ungewöhnlichen Bedingungen
				  
	Ein Infoabend zur Mitgliederwerbung ist geplant, doch dann kommt Corona. Keine Veranstaltung, kein Austausch. Claudia greift zum Telefon und ruft bei der Lokalzeitung an. Am nächsten Tag steht ein Artikel in der Zeitung. Noch am selben Nachmittag sind alle 36 Ernteanteile vergeben. 
Die Menschen aus der Region wollen regionales Gemüse, wissen, wo es herkommt – und vor allem: wen sie damit unterstützen. Auch im darauffolgenden Jahr waren die geplanten 60 Anteile schnell verteilt.
	
	 
	
Der Hof wächst – und sie mit ihm
				  Nicht alles lief glatt auf dem Reisner Hof. Sie kämpften mit zu hoher Arbeitsbelastung, Schädlingen und Fragen wie: "Werden wir dauerhaft genügend Mitglieder finden?“ Aber sie lernten, besser zu planen. Sie strukturierten ihre Abläufe. Sie blieben dran. Und sie merkten: Es funktioniert. 80 Prozent der Einnahmen kommen inzwischen aus der solidarischen Landwirtschaft. Die Nachfrage steigt, neue Flächen werden vorbereitet, die Zusammenarbeit mit der örtlichen Gastronomie ist im Aufbau.
	 
	
Zukunft mit Bodenhaftung
				  
	Was sie langfristig planen? Ein weiteres Gewächshaus oder zwei, eine kleine Hofküche und die Möglichkeit, durch jemand zusätzlichen im Team die Arbeit besser zu verteilen, um auch mal gemeinsam Urlaub möglich zu machen.
Ihr Rat an andere Gründer:innen: Nicht idealisieren – ausprobieren. Nicht allein loslegen, sondern vorher mitarbeiten, mit anderen sprechen, sich beraten lassen, ehrlich rechnen. Buchhaltung, Mitgliederkommunikation und Marketing dürfen nicht unterschätzt werden. Und erst dann entscheiden. Denn romantisch ist die Idee nur von außen. Wer mitmacht, muss auch bei Wind, Regen und Schnecken die Nerven behalten.
	
	 
	
					  
	 
	
Solidarische Landwirtschaft - Reisner Hof
	LANDKREIS: Passau
REGIERUNGSBEZIRK: Niederbayern
ADRESSE:
Reisner 2
94148 Kirchham