WIE DIE HASELNUSS ZUM HERZSTÜCK EINES HOFES WURDE

Frankengenuss Team



HOFSTORY: HASELNÜSSE AUS BAYERN

Drohnenaufnahme


BETRIEBSFORM: Haupterwerb

WIRTSCHAFTSWEISE: Ökologisch seit 2017

ARBEITSKRÄFTE: 5

BETRIEBSGRÖSSE:
33 Hektar Ackerland,
13 Hektar Grünland,
14 Hektar Wald

BETRIEBSZWEIGE:
10 ha Haselnüsse
1600 Legehennen
30 Pensionspferde



Die Story hinter Franken GeNuss

Traktor in Haselnussplantage

Als 2005 die Subventionen für den Tabakanbau wegfielen, musste auf dem Hof der Familie Stiegler im mittelfränkischen Gonnersdorf bei Cadolzburg neu gedacht werden. Der Betrieb, seit 1658 in Familienbesitz, stand vor einer Zäsur. Über zehn Jahre hatte hier der Anbau von Tabak die Richtung vorgegeben. Plötzlich passte das nicht mehr zur Zeit – und nicht mehr zur Familie.

Martin Stieglers Vater wagte 2006 den Umbruch. Statt weiter auf das Alte zu setzen, pflanzte er Haselnüsse. Zwei Hektar, vierzig Sorten, viele gingen ein. Es war mehr Versuch als Plan. Doch es war der Anfang einer Entwicklung, die den Hof grundlegend verändern sollte.



Ein neuer Blick auf den eigenen Boden

Haselnussröster

Martin, zu der Zeit noch Student, stieg ein paar Jahre später mit ein. Er wollte es nicht beim Anbau der Nüsse belassen. Ein Praktikum auf einem großen Haselnussbetrieb in den USA zeigte ihm, wie viel mehr möglich ist, wenn man Produkte auch selbst verarbeitet, veredelt und vermarktet. Zurück in Bayern gründete er 2013 Franken GeNuss, um genau das mit den dort angebauten Haselnüssen zu tun. Der neue Betriebszweig sollte kein Nebenschauplatz sein, sondern die Zukunft.



Wiederaufbau mit Rückgrat

Hofladen

Nur wenige Monate nach der Gründung brannte der Betrieb ab. Rösterei, Hofladen, Infrastruktur – alles zerstört. Die Familie stand vor einem Trümmerhaufen. Doch statt lange zu hadern, wurde aufgeräumt, neu geplant und wieder aufgebaut.

2017 folgte ein weiterer wichtiger Schritt: Die Umstellung auf ökologischen Landbau. Der Entschluss passte zum Betriebskonzept und zur Kundschaft, denn viele der Besucherinnen und Besucher, die zu Hofbesichtigungen kamen, fragten gezielt nach Bio-Produkten. Die Umstellung war kein Marketingtool, sondern Ausdruck einer Haltung: nachhaltig wirtschaften, verantwortungsvoll mit Boden, Tier und Produkt umgehen.

Aufstrich abfüllen

Heute verarbeitet der Hof rund 65 Tonnen Haselnüsse im Jahr. Die Nüsse werden gewaschen, getrocknet, sortiert, geknackt, handverlesen. Aus ihnen entstehen geröstete Kerne, Aufstriche, Nougat – palmölfrei, mit hochwertigen Zutaten. Vermarktet wird direkt über den Hofladen, den Onlineshop oder regionale Partner in Gastronomie und Handel.



„Weil wir bei der Qualität keine Kompromisse machen – von den verwendeten Rohstoffen bis zur Verpackung – wissen unsere Kunden genau, wofür wir stehen und schätzen das sehr.“



Zwischen den Sträuchern: Hühner als Teil des Systems

Mobilställe in Haselnussplantage

Seit 2019 laufen zwei Mobilställe mit insgesamt 1.600 Hühnern durch die Haselnussanlagen. Sie fressen Schädlinge, düngen die Böden und liefern frische Eier. Anfangs war es schwierig, Abnehmer für die Eier zu finden, heute gehören sie zum festen Sortiment. In Jahren mit Ernteausfall, wie 2022, waren sie wirtschaftlich überlebenswichtig.


Wachsen aus dem Alltag heraus

Automaten

Der Betrieb von Martin Stiegler entwickelt sich stetig weiter. Photovoltaik über den Haselnussreihen ist in Planung, auch die Nutzung von Eigenstrom zur Wasserstoffgewinnung wird geprüft. Innerhalb der Familie entstehen neue Verantwortungsbereiche, jede Generation bringt sich ein, mit eigenen Ideen und Zuständigkeiten. Was dabei hilft: die Erfahrung, dass Entwicklung nicht vom Reißbrett kommt, sondern aus dem Alltag. Viele Entscheidungen entstehen spontan zwischen Rösterei und Stallgang, oft ohne große Bühne.


Was andere Gründer mitnehmen können

Wenn man für eine Idee wirklich brennt, sagt Martin Stiegler, dann lässt sie einen nicht mehr los. Dann geht es nicht mehr darum, ob man sie umsetzt – sondern wie. Er glaubt daran, dass Überzeugung ein starker Motor ist. Und dass sie trägt, wenn man bereit ist, Arbeit und Verantwortung nicht abzugeben. Wer nur darauf hofft, dass sich etwas von selbst auszahlt, wird enttäuscht. Aber wer dranbleibt, wer Zeit, Energie und Handwerk einbringt und dabei auch noch Spaß hat, kann erleben, wie etwas Eigenes wächst und gedeiht.


Martin Stiegler


Franken GeNuss - Martin Stiegler

LANDKREIS: Fürth

REGIERUNGSBEZIRK: Mittelfranken

ADRESSE:
Gonnersdorf 6
90556 Cadolzburg