VOM KUHSTALL ZUR BUSINESSLOCATION

Hofstory Hennetsberg Christian und Ramona Liebhart
Christian und Ramona Liebhart


HOFSTORY: DAS HENNETSBERG

Hofstory Hennetsberg Luftbild


BETRIEBSFORM: Nebenerwerb

WIRTSCHAFTSWEISE: Konventionell

ARBEITSKRÄFTE: 2

BETRIEBSGRÖSSE:
15 Hektar Ackerland,
5 Hektar Grünland,
6 Hektar Wald

BETRIEBSZWEIGE:
Erlebnisbauernhof
Seminar- und Veranstaltungsräume
16 Alpakas
3 Ziegen
8 Hühner

Die Story hinter Das Hennetsberg

Hofstory Hennetsberg Hofansicht

Als Christian Liebhart 2013 den Hof seiner Eltern übernimmt, ist vieles alt. Die Maschinen. Die Gebäude. Der Betrieb – eine klassische Milchviehwirtschaft mit rund 25 Kühen – wurde von den Eltern zuletzt im Nebenerwerb geführt. Die Entscheidung, ob und wie es weitergehen soll, steht plötzlich im Raum. Klar ist nur: Ein neuer Stallbau kommt nicht infrage. Zu teuer, zu groß für einen Neustart.

Christian denkt trotzdem nicht ans Aufgeben. Obwohl seine Geschwister sich längst anders orientiert haben, sieht er Potenzial. Vielleicht, weil er Betriebswirtschaft studiert hat. Vielleicht, weil er mit dem Hof aufgewachsen ist und die besondere Lage nie aus dem Blick verloren hat. Auch nicht nach Jahren in München, Deggendorf und Regensburg. Die Idee, dass hier etwas Neues entstehen könnte, lässt ihn nicht los.


Gras mähen, Gedanken säen

Hofstory Hennetsberg Garten

Die ersten fünf Jahre bleiben vage. Christian kümmert sich um Forstwirtschaft und die Heuernte, obwohl die meisten Flächen verpachtet sind. Und sucht. Recherchiert. Beobachtet. Als er 2017 die Ausbildung zum Erlebnisbauern beginnt, nimmt die Richtung langsam Gestalt an. Auf Exkursionen lernt er Betriebe in ganz Bayern kennen, die neue Wege gehen. Solidarische und soziale Landwirtschaft schließt Christian nach gründlicher Recherche aus, entweder passt es finanziell nicht oder organisatorisch.



Zwischen Kaffeetasse und Alpakas

Hennetsberg Seminarraum

2018 startet er zusammen mit seiner Frau Ramona (Diplom-Sozialpädagogin) stattdessen mit dem Erlebnisbauernhof: Kinder erleben Tiere, Natur und Hofleben. Doch bald wird klar, ohne Infrastruktur geht es nicht. Toiletten und ein Aufenthaltsraum müssen unter anderem her. Ende 2019 beginnt die Planung, der alte Bullenstall wird zum Umbauobjekt Seminarraum. So gestaltet, dass er notfalls auch als Wohnung vermietet werden könnte. Im Juli 2021 ist der Raum fertig. Doch die Pandemie bremst den Start erstmal aus. Veranstaltungen müssen abgesagt werden, 2023 nimmt der Betrieb dann richtig Fahrt auf.



Hennetsberg Alpaka

Ursprünglich war der Raum als Aufenthaltsraum des Erlebnisbauernhofs gedacht. Doch schon bald zeigen sich neue Möglichkeiten: Firmen buchen den Hof für Tagungen und Führungskräfte kommen zum Coaching. Ein Bereich, in dem Christian bereits über 15 Jahre gearbeitet hat und an den er nun anknüpft. Auch private Feiern und Hochzeiten werden wegen der naturnahen Lage und der Tiere – Alpakas, Hühner, Ziegen – gerne gebucht. Die Businesslocation Hennetsberg entwickelt sich. Und mit ihr das Rollenverständnis des Betriebs.

Die Veranstaltungen bilden inzwischen einen Einkommens-Dreiklang: ca. 20 % Erlebnisbauernhof und Land-/Forstwirtschaft, 30–40 % Business- und Eventlocation, rund 50 % Coaching und Führungskräfte-Trainings. Besonders schätzt Christian die Verbindung: Gäste, die zur Hochzeit kommen, erzählen später im Unternehmen von der tollen Location mit Möglichkeiten für Tagungen und Workshops. So entsteht ein Netzwerk, ganz ohne klassische Werbung. Die Sichtbarkeit nach außen läuft vor allem über soziale Medien, auf Instagram, Facebook und LinkedIn.



Mit Gummistiefeln gegen den Gegenwind

Hofstory Hennetsberg Seminarraum 2

Der Weg dorthin war nicht ohne Reibung. Die Finanzierung des Seminarraums brachte Unsicherheiten mit sich. Die KfW-Förderung und ein Darlehen über eine landwirtschaftliche Förderbank halfen, auch weil in eine nachhaltige Hackschnitzelheizung investiert wurde. Etwa die Hälfte der Summe wurde über Eigenkapital gestemmt.

Herausfordernd war auch der baurechtliche Rahmen. Manches hätte Christian anders geplant, wenn es denn genehmigungsfähig gewesen wäre. Und dann waren noch ein paar Diskussionen mit dem Vater: skeptisch, zurückhaltend, nicht gleich überzeugt vom neuen Weg. Es hat gedauert, bis sein Vertrauen in das Projekt gewachsen ist.



Chef im eigenen Takt

Hofstory Hennetsberg Coaching

Seit 2023 ist Christian voll selbstständig als Trainer, Coach, Gastgeber. Seine Woche ist bunt: Führungskräfte-Trainings, Firmenseminare und viele organisatorische Themen als Geschäftsführer der Location. Geld spielt dabei eine Rolle, aber nicht die Hauptrolle. Wichtiger ist ihm die unternehmerische Freiheit. Dass er seine Zeit und seine Entscheidungen selbst gestalten kann.

Für die Zukunft wünscht er sich mehr unternehmerische Freiheiten. Mehr Digitalisierung, automatisierte Prozesse, klarere Abläufe. Und: Um mehr Zeit für die junge Familie, für die Entwicklung des Hofes oder für Fortbildungen zu haben. Die Idee vom Hennetsberg als Businesslocation ist noch nicht zu Ende gedacht. Aber sie steht inzwischen auf festem Boden. Zwischen Coaching, Kinderlachen und Kaffeeduft.



Zwei Gedanken, die Christian anderen Gründern mitgeben möchte:

1. Das Miteinander in der Familie ist entscheidend. Wenn Eltern oder Partner:innen mitziehen, entsteht Rückenwind. Wenn nicht, wird alles doppelt schwer.

2. Nicht im eigenen Kopf bleiben. Rausgehen, sich austauschen, andere Betriebe anschauen, Angebote wie Gründerzentren wahrnehmen. Wer sich vernetzt, kommt weiter und bleibt beweglich.


Ehepaar Liebhart mit Alpakas


LANDKREIS: Mühldorf a. Inn

REGIERUNGSBEZIRK: Oberbayern

ADRESSE:
Hennetsberg 1
84494 Niederbergkirchen