Pilotbetrieb Matthias Kohl
Agroforst im Grünland mit vielseitiger Nutzung

LANDKREIS: Bad Kissingen
REGIERUNGSBEZIRK: Unterfranken
WEITERE INFORMATIONEN:
Instagram seifertshof
DATEN UND FAKTEN
BETRIEBSFORM: Vollerwerb
WIRTSCHAFTSWEISE: Ökologisch (seit 2019)
ARBEITSKRÄFTE: 4 AK
BETRIEBSGRÖSSE: 40 ha Ackerfläche,
200 ha Grünland und 8 ha Wald
BETRIEBSZWEIGE: 75 Milchkühe + 85 Tiere zur Nachzucht, landwirtschaftliche Dienstleistungen
ACKERBAU: Winterroggen, Sommergerste, Sommertriticale, Silomais, Kleegras, Luzerne, Wintertriticale
VERMARKTUNG: Milch über Molkerei, Fleisch über Marktgesellschaft der Naturland Bauern AG
Grünlandbetrieb im Herzen des Naturparks Bayerische Rhön
Der Seifertshof liegt im Naturpark Rhön im Dreieck Thüringen-Hessen-Bayern – einer durch Grünland geprägten Region.
Auf dem Betrieb, der sich seit 1960 in Familienbesitz befindet, wurde in der Vergangenheit viel in die Milchviehhaltung investiert: 1999 wurde ein neuer Milchviehstall errichtet, die Ställe wurden im Jahre 2011 erweitert. Es folgte ein Stall für Trockensteher und Rinder. Im Jahr 2018 wurde zusätzlich ein neuer Kälberstall gebaut.
Matthias Kohl, Betriebsleiter seit 2025, fasste nach Abschluss der Meisterschule im Jahr 2018 den Entschluss, den Betrieb auf Ökologischen Landbau umzustellen.
Hintergrund zur Idee Agroforst im Grünland mit vielseitiger Nutzung
Mit dem geplanten Einstieg in die Agroforstwirtschaft verfolgt Matthias Kohl einen ganzheitlichen Ansatz zur multifunktionalen Nutzung seiner Weideflächen. Ziel ist es, durch gezielt platzierte Baumreihen im sogenannten Keyline-Design, also entlang der Höhenlinien, die Grünlandbewirtschaftung klimaresilienter und produktiver zu gestalten. Das Keyline Design ist ein bewährtes Prinzip aus der Permakultur. Durch die Schaffung von Strukturen kann die natürliche Wasserverteilung verbessert, Wind abgeschwächt und Erosion reduziert werden. Der Boden bleibt länger feucht, was die Notwendigkeit für Nachsaaten in Trockenjahren verringert.
„Die Erosion in unserer Region hat mich zum Nachdenken gebracht: Agroforst kann hier eine Antwort sein – indem wir aus einem Hektar Grünland gleichzeitig Milch, Fleisch, Energieholz und essbare Früchte erzeugen. Das ist für mich ein überzeugendes Beispiel für ökologische Mehrfachnutzung insbesondere für Grünlandflächen, die sonst für den Menschen nicht verwertbar sind.“ - Matthias Kohl
Matthias Kohl ist sich sicher: Die geplanten Baumreihen könnten noch in anderer Hinsicht einen deutlichen Mehrwert auf der Fläche schaffen. Sie spenden Schatten und leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Tierwohl. Futterlaubhecken sollen in Trockenphasen als mineralstoffreiche Ergänzungsfutterquelle direkt von den Tieren genutzt werden können. Zusätzlich ist eine Holzgewinnung vorgesehen – sowohl für die energetische Nutzung in Form von Hackschnitzeln als auch langfristig als Wertholz. Durch die Pflanzung essbarer Gehölze wie Esskastanie oder Maulbeere lassen sich auf denselben Flächen zudem Nahrungsmittel erzeugen. Blühende Sträucher und vielfältige Strukturen fördern darüber hinaus die Biodiversität.
Eine Übersicht über alle relevanten Fachinformationen, gesetzlichen Bestimmungen und Förderungen sowie Praxisbeispiele finden Sie auf der Homepage des Deutschen Fachverbands für Agroforstwirtschaft e.V. (DeFAF).
Stand der Umsetzung
Auch wenn das geplante Agroforstprojekt bislang nicht realisiert wurde, hat Matthias Kohl bereits erste Ausgleichspflanzungen umgesetzt. Die Idee bleibt für ihn weiterhin aktuell – sowohl unter ökologischen als auch wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Vorrang hatte zuletzt allerdings die Hofübergabe, die zum 1. Juli 2025 erfolgreich abgeschlossen wurde. Der Prozess war von Generationenkonflikten geprägt und stellte eine große persönliche Belastung dar. In intensiven Gesprächen konnten tragfähige Vereinbarungen getroffen und vertraglich abgesichert werden. Das begleitende Coaching war dabei entscheidend:
„Ohne die Unterstützung hätte ich den Betrieb verlassen. Das Coaching hat den Hof gerettet.“ – Matthias Kohl
Der Blick ist nun nach vorn gerichtet. Im kommenden Jahr steht die umfassende Sanierung des bestehenden Milchviehstalls an. Zusätzlich ist ein Anbau für zwei Melkroboter geplant - ein wichtiger Schritt zur Automatisierung und Zukunftsfähigkeit des Betriebs.
Das NEU.LAND. Pilotprojekt "Coaching in der Gründungsphase"
Matthias Kohl nimmt am NEU.LAND. Pilotprojekt „Coaching in der Gründungsphase“ teil. Das Projekt hat zum Ziel, landwirtschaftliche Betriebe beim Aufbau neuer, innovativer Betriebszweige durch Gründer-Coaches und Fachexperten zu unterstützen. Dieser Prozess wird von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) wissenschaftlich begleitet, um die Rolle und Bedeutung des Betriebscoachings in der Gründungsphase zu analysieren und zu bewerten.
Neugierig, welche Betriebe noch am Projekt teilnehmen?
Hier geht’s zur Übersichtsseite des Pilotprojekts „Coaching in der Gründungsphase“:
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