Pilotbetrieb Familie Hofmann

„Bio-Frankentrüffel“ – Direktvermarktung und ganzheitliche Biodiversität auf dem Wiesenthof

v.l.: Peter Hofmann, Lenz Hofmann, die beiden festangestellten Mitarbeiter und Susanne Hofmann
v.l.: Peter Hofmann, Lenz Hofmann, die beiden festangestellten Mitarbeiter und Susanne Hofmann


LANDKREIS: Forchheim

REGIERUNGSBEZIRK: Oberfranken

WEITERE INFORMATIONEN:

DATEN UND FAKTEN

NEU.LAND. Pilotbetrieb Hofmann Luftbild

BETRIEBSFORM: Vollerwerb

WIRTSCHAFTSWEISE: Ökologisch

ARBEITSKRÄFTE:
2 AK Betriebsleiterpaar,
Sohn (noch im Landwirtschaftsstudium)
2 Fremd-AK festangestellt
2 Minijobber

BETRIEBSGRÖSSE: 130 ha Ackerfläche und 130 ha Grünland

BETRIEBSZWEIGE: Biogasproduktion, Mutterkuhhaltung, Ackerbau, Photovoltaik-Anlagen, Trüffelvermarktung und -veredelung im Aufbau



Jura-Wagyu aus der Fränkischen Schweiz

Der Wiesenthof besteht seit 1899 und liegt idyllisch in der Fränkischen Schweiz auf Jurakalkboden. Seit über drei Jahrzehnten wird der Betrieb ökologisch geführt. Aktuell leben rund 40 Mutterkühe auf dem Hof, deren Nachzucht unter dem Markennamen „Jura-Wagyu“ über verschiedene Metzger vermarktet wird. Mit der frühen Umstellung auf biologische Landwirtschaft und als Pionier in der Wagyu-Zucht hat Familie Hofmann bewusst neue Wege eingeschlagen.



Einen wesentlichen Beitrag zur Nachhaltigkeit des Betriebs leistet die hofeigene Biogasanlage. Die entstehende Abwärme wird vollständig genutzt – einerseits in der Trocknungsanlage für verschiedene Schüttgüter wie Getreide, Körnermais und Scheitholz, andererseits über eine Fernwärmeleitung zur Versorgung des nahegelegenen Dorfs mit Heizwärme. Zudem ist die Biogasanlage flexibilisiert, sodass auf Lastspitzen im Stromnetz reagiert werden kann. Aufgrund der sich wandelnden gesetzlichen Rahmenbedingungen setzt Familie Hofmann auf eine anpassungsfähige Betriebsweise, um die Wirtschaftlichkeit der Biogasanlage auch künftig zu sichern.


Betriebszweige unter Druck - Zeit für neue Wege

Angesichts zunehmender Herausforderungen in der Weidehaltung – insbesondere durch die Präsenz des Wolfs – stellt sich die Frage, wie lange der Betrieb die Rinderhaltung noch fortführen möchte. Die ursprünglich erfolgreiche Direktvermarktung von Wagyu-Fleisch wurde aus arbeitswirtschaftlichen Gründen eingestellt; das Fleisch wird nun über ausgewählte Biometzgereien vermarktet. Aus dieser Situation haben die Hofmanns eine zentrale Erkenntnis gewonnen: Gerät ein Betriebszweig unter Druck, ist es entscheidend, frühzeitig tragfähige Alternativen zu entwickeln. Aus dieser Überzeugung heraus startet nun der Aufbau neuer Betriebszweige.


Trüffelanbau: Pionierarbeit auf Jurakalk

Seit einiger Zeit arbeitet Familie Hofmann an einem umfassenden Wandel ihres Betriebskonzepts. Ziel ist es, Landwirtschaft und Vermarktung nachhaltig und zukunftsorientiert auszurichten – mit einem klaren Fokus auf pflanzenbasierte Produkte. Anstelle der Fleischvermarktung rücken nun zwei neue Ansätze in den Mittelpunkt: der Anbau von Trüffeln sowie – in einem späteren Schritt – die Herstellung von Whisky aus hofeigenem Bio-Getreide und Bio-Mais.

Die Trüffel finden auf dem Verwitterungsboden des Jurakalks in der Region ideale Wachstumsbedingungen. Die lockere, gut durchlüftete Struktur des Bodens in den Plantagen bietet optimale Voraussetzungen für den sogenannten „Frankentrüffel“. Die Pflege dieser sensiblen Kultur ist jedoch herausfordernd: Der Einsatz herkömmlicher Schlepper würde den Boden zu stark verdichten. Daher konnte 2023 – mit Unterstützung der Ökomodellregion Fränkische Schweiz – ein Spezialgerät für eine bodenschonende Mahd angeschafft werden.


Screenshot Betriebsportrait NEU.LAND.

Nach acht Jahren intensiver Vorarbeit konnte 2024 erstmals eine reguläre Trüffelernte eingebracht werden. Ein Teil der Ernte soll künftig frisch vermarktet werden, während der übrige Teil in eigens entwickelte Spezialitäten verarbeitet wird. Neue Pflanzungen entstehen zunehmend in Mischkulturen aus verschiedenen Baum- und Straucharten, die gezielt mit Trüffel-Myzel beimpft werden. Auf diese Weise entstehen nicht nur ertragreiche, sondern auch ökologisch wertvolle Flächen mit hoher Biodiversität.



Hier geht's zum Video-Portrait der Familie Hofmann.



„Zu mir hat mal ein Coach gesagt: ‚Viele Bauern reiten auf toten Pferden und ein guter Bauer hat immer junge Pferde im Stall stehen, die […] er ausbildet.‘ Also Sachen, die langfristig keinen Sinn [ergeben] muss man gehen lassen und nebenher neue Sachen aufbauen. Und dann muss man schauen, welches das beste Pferd ist.“ - Peter Hofmann



Vom Pionierbetrieb zur Genussmarke: Zukunftspläne auf dem Wiesenthof

Mit dem Trüffelprojekt verfolgt die Familie Hofmann das Ziel, die Zukunftsfähigkeit ihres Betriebs zu stärken und gleichzeitig neue Impulse für die Weiterentwicklung der Fränkischen Schweiz als Genuss- und Kulturlandschaft zu setzen. Um dieses Vorhaben zu unterstützen, wurde bei der Ökomodellregion Fränkische Schweiz ein Förderantrag in der Säule II für einen Wertschöpfungskettenmanager gestellt.

Dieser soll den weiteren Aufbau des Projekts gezielt begleiten. Im Mittelpunkt stehen der Ausbau des Trüffelanbaus, die Verarbeitung zu hochwertigen Produkten und die Entwicklung einer regional verankerten, nachhaltigen Wertschöpfungskette – aus der Region, mit der Region, für die Region.

Langfristig soll der Wiesenthof zu einem Schau- und Demonstrationsbetrieb für ökologischen Trüffelanbau weiterentwickelt werden: Ein Ort der Wissensvermittlung, der zur Nachahmung anregt und regionale Akteure miteinander vernetzt – von landwirtschaftlichen Betrieben über Gastronomiebetriebe bis hin zum Tourismus.

„Man braucht Mut, Neues zu wagen. Nicht alles muss sofort perfekt sein – wichtig ist, dass man beginnt und sich auf den Weg macht.“ - Susanne Hofmann


In Zukunft plant die Familie Hofmann zudem den Einstieg in die Whiskyproduktion. Die für Destillation und Lagerung benötigte Energie könnte nachhaltig über die hofeigene Biogasanlage bereitgestellt werden. Aktuell befindet sich das Vorhaben noch in einer frühen Planungsphase – es ist als nächster Entwicklungsschritt für die kommenden Jahre vorgesehen.


Individuelle Begleitung mit Weitblick: Coaching auf dem Hof der Familie Hofmann

Die Teilnahme am Pilotprojekt hat Familie Hofmann vielfältige Impulse gegeben – sowohl auf fachlicher als auch auf persönlicher Ebene.

„Der größte Mehrwert des Coachings ist für uns die strukturierende Begleitung: Man hat viele Ideen – der Coach hilft, Prioritäten zu setzen und bringt Ordnung in den Prozess. Besonders positiv war auch, dass unser Coach auf die unterschiedlichen Bedürfnisse aller Familienmitglieder eingegangen ist. Selbst im Hinblick auf die Hofübergabe hat sie uns bereits wertvolle Impulse gegeben, die wir nun weiterentwickeln möchten.“ - Familie Hofmann


Die Teilnahme am Projekt hat der Familie Hofmann neue Perspektiven für die Weiterentwicklung ihres Betriebs eröffnet. Der Austausch mit anderen teilnehmenden Betrieben wurde als besonders inspirierend erlebt – und trägt dazu bei, die eigene Gründungsidee weiter zu schärfen.


Das NEU.LAND. Pilotprojekt "Coaching in der Gründungsphase"

Familie Hofmann nimmt am Pilotprojekt „Coaching in der Gründungsphase“ teil. Das Projekt hat zum Ziel, landwirtschaftliche Betriebe beim Aufbau neuer, innovativer Betriebszweige durch Gründer-Coaches und Fachexperten zu unterstützen. Dieser Prozess wird von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) wissenschaftlich begleitet, um die Rolle und Bedeutung des Betriebscoachings in der Gründungsphase zu analysieren und zu bewerten.


Neugierig, welche Betriebe noch am Projekt teilnehmen?

Hier geht’s zur Übersichtsseite des Pilotprojekts „Coaching in der Gründungsphase“:
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