Pilotbetrieb Familie Stolte

"Family First" - Soziale Tankstelle für Vertrauen und Mut: Aufbau einer Heilpädagogische Tagesstätte für Vorschulkinder mit sozialpädagogischem Grundschulkinderhort

NEU.LAND. Pilotbetrieb Familie Stolte
Familie Stolte

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LANDKREIS: Neuburg-Schrobenhausen

REGIERUNGSBEZIRK: Oberbayern

WEITERE INFORMATIONEN: family.first27



DATEN UND FAKTEN

Luftbild Pilotbetrieb Stolte

BETRIEBSFORM: Nebenerwerb

WIRTSCHAFTSWEISE: Konventionell

ARBEITSKRÄFTE: Aktuell wird die Landwirtschaft von Alexander und Bellinda Stolte (nebenberuflich) mit Hilfe des Vaters Helmut Schreiber geführt. Die sozialen Angebote werden von Bellinda, Alexander und den Kindern Sophie, Joel und Paul maßgeblich durchgeführt.

BETRIEBSGRÖSSE: 1 ha Ackerfläche und 10 ha Grünland

BETRIEBSZWEIGE: Soziale Landwirtschaft,
Pensionspferdehaltung, Reitunterricht, Photovoltaikanlage, Hafer




Vom Gartenbaubetrieb zur Sozialen Landwirtschaft

Ursprünglich als Gärtnerei mit Pensionspferdehaltung vom Vater geführt, hat Bellinda Stolte den Familienbetrieb in vierter Generation übernommen – mit einer klaren Vision und viel sozialem Engagement.


Screenshot Video Betriebsportrait Stolte

Während ihres Studiums der Sozialpädagogik und ihrer Tätigkeit in einem Jugendzentrum reifte in ihr gemeinsam mit ihrer Familie die Idee, den Hof zu einem Ort für Kinder mit besonderen Bedürfnissen auszubauen und ihre Qualifikationen und Fähigkeiten gezielt einzusetzen. Mit dem Konzept „Family First“ verbindet Belinda Stolte landwirtschaftliches Leben, tiergestützte Pädagogik und heilpädagogische Betreuung auf einzigartige Weise.

Hier geht's zum Video-Portrait der Familie Stolte.



Hintergrund zur Idee "Family First" - Soziale Tankstelle für Vertrauen und Mut: Aufbau einer Heilpädagogische Tagesstätte für Vorschulkinder mit sozialpädagogischem Grundschulkinderhort

Geplant ist der Aufbau einer Heilpädagogischen Tagesstätte (HPT) für Vorschulkinder mit einem Träger auf dem Hof. In dieser HPT werden Kinder im Vorschulalter, die von einer seelischen Behinderung betroffen oder bedroht sind, gefördert und betreut. Ziel der heilpädagogischen und therapeutischen Förderung ist es, die Entwicklung der Kinder zu unterstützen und durch soziales Lernen in der Gruppe, im Setting der Hoffamilie und mit tierischer Unterstützung Teilhabe zu ermöglichen. Durch intensive Elternarbeit kann zudem familienunterstützende Arbeit stattfinden. Das Vorhaben, Vorschulkinder mit diesen besonderen Bedürfnissen ausschließlich auf einem landwirtschaftlichen Betrieb zu betreuen, ist deutschlandweit einzigartig. Die familiären Strukturen helfen dabei, Heilung zu erleben und Selbstwirksamkeit zu erlangen.

Weitere Informationen zu Heilpädagogischen Tagesstätten finden Sie auf der Homepage des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales:
Heilpädagogische Tagesstätten (StMAS)



Auf dem Hof ist zusätzlich eine Hortgruppe für Grundschulkinder geplant, die sozialpädagogisch mit erlebnispädagogischen Inhalten, sozialer Gruppenarbeit und tiergestützten Angeboten begleitet wird. Die unmittelbare Nähe zur Grundschule, die ruhige Umgebung und die tiergestützten Angebote bilden ideale Voraussetzungen. In diesem Zug erweitert sich die Hoffamilie, so sind nun zu den Pferden, Ponys, Hunden, Hühnern und Tauben noch Kamerunschafe und Zwergponys gekommen. Als besonderer Lern- und Aufenthaltsort wurde ein ehemaliges Gewächshaus entkernt und umgebaut. Gemeinsam werden hier mit den Kindern Lebensmittel und Blumen im Jahreslauf angebaut – für gelebte Umwelt- und Nachhaltigkeitserziehung.

Ergänzend bietet Bellinda Stolte Reittherapie und sozialpädagogische Maßnahmen an. Sie ist überzeugt: Die Tiere und das natürliche Umfeld schaffen Vertrauen und eröffnen neue Entwicklungsräume – besonders für Kinder mit Förderbedarf.


Ein starkes Team: Familie Stolte vereint Pädagogik, Therapie und Landwirtschaft

Bellinda Stolte bringt vielfältige Qualifikationen aus der tiergestützten Intervention, dem Reitsport und der Sozialen Landwirtschaft mit. Über die Zeit hat sie verschiedenste pädagogische Seminare wie Zirkuspädagogik, Risikomanagement für Kinder und Jugendliche, SET- Training, Erlebnispädagogik u. v. m. absolviert und bildet sich ständig weiter.

Ihr Mann Alexander absolviert bei Andra Göhring die Qualifikation zur Fachkraft für tiergestützte Intervention mit Bauernhoftieren und ist Teilnehmer am Bildungsprogramm Landwirt (BiLa). Auch die drei Kinder der Familie sind in sozialen und therapeutischen Berufen tätig – von Physiotherapie und perspektivisch Hippotherapie über eine examinierte Pflegefachkraft bis hin zur Musiktherapie – und tragen damit entscheidend zum ganzheitlichen Ansatz des Familienbetriebs bei. Die Familie arbeitet eng zusammen, unterstützt sich gegenseitig im Alltag und bringt ihre jeweiligen Kompetenzen gezielt ein.


Vom Konzept zur Umsetzung - Gute Ideen brauchen gute Partner

Die Umsetzung erfordert nicht nur Kreativität, sondern auch umfangreiche Abstimmungen mit Trägern, Behörden und Fachkräften. Familie Stolte arbeitet engagiert an der Konzeption, mit vielen positiven Rückmeldungen – aber auch vor Herausforderungen wie baurechtlichen Fragen, Finanzierung und organisatorischen Hürden.

„Ich habe gelernt, dass es Dinge gibt, die ich kann – auf diese Kompetenzen muss man zurückgreifen. Und bei allem, was einem nicht liegt, darf man sich einfach Hilfe holen und ins Gespräch gehen.“ - Bellinda Stolte


Durch das Coaching sind die Abstimmung mit allen Beteiligten der Hoffamilie und der Findungs- und Orientierungsprozess in der aktuellen Angebotslage gelungen. Laut Bellinda Stolte hat der Coach maßgeblich dazu beigetragen, dass sich jeder der Hoffamilie mit diesen Inhalten identifizieren kann und langfristig einen Wirkungskreis innehat.

„Von der Idee zu unseren Kompetenzen, Wünschen und realistischen Betrachtungen, bis hin zu Unterstützung bei Netzwerktreffen mit Träger, Regierung und Ämtern, sind wir fachkundig begleitet worden. Sehr wichtig für uns sind auch die Offenlegung der finanziellen Belastung und Überlegungen zu Wirtschaftlichkeit gewesen.“ - Bellinda Stolte


Die Motivation ist hoch: Die Familie erlebt viel Zuspruch von Fachkräften, wie etwa bei der Fachtagung zur HPT im Vorschulbereich, bei der das Konzept auf großes Interesse stieß.


Ausblick: Viel Engagement für große Wirkung

Bis 2026 soll die Einrichtung betriebsbereit sein. Bis dahin wird weiter geplant, geschult, gebaut und das bestehende Netzwerk ausgebaut. Das Ziel ist klar: Ein Ort, an dem Kinder mit besonderen Bedürfnissen wachsen, lernen und einfach Kind sein dürfen – eingebettet in das Leben auf einem Bauernhof.


Das NEU.LAND. Pilotprojekt "Coaching in der Gründungsphase"

Der Betrieb von Bellinda Stolte nimmt am NEU.LAND. Pilotprojekt „Coaching in der Gründungsphase“ teil. Das Projekt hat zum Ziel, landwirtschaftliche Betriebe beim Aufbau neuer, innovativer Betriebszweige durch Gründer-Coaches und Fachexperten zu unterstützen. Dieser Prozess wird von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) wissenschaftlich begleitet, um die Rolle und Bedeutung des Betriebscoachings in der Gründungsphase zu analysieren und zu bewerten.


Neugierig, welche Betriebe noch am Projekt teilnehmen?

Hier geht’s zur Übersichtsseite des Pilotprojekts „Coaching in der Gründungsphase“:
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