Pilotbetrieb Maria Baier
"Bio-Vielfalt aus dem Frankenwald" - Popup-Restaurant in Kombination mit vielfältiger Direktvermarktung

LANDKREIS: Kronach
REGIERUNGSBEZIRK: Oberfranken
WEITERE INFORMATIONEN:
DATEN UND FAKTEN
BETRIEBSNAME: Himmelreichhof
BETRIEBSFORM: Nebenerwerb
WIRTSCHAFTSWEISE: Ökologisch (seit 1984)
ARBEITSKRÄFTE: 3 AK
BETRIEBSGRÖSSE: 12,5 ha Ackerland
und 5,4 ha Grünland
BETRIEBSZWEIGE: Ackerbau, Direktvermarktung, Lernort Bauernhof
ACKERBAU: Getreide und Kartoffeln
VERMARKTUNG: Direktvermarktung und Weiterverkauf
Von der Milchviehhaltung zum Bio-Gemüseanbau
Der Himmelreichhof im nördlichen Frankenwald ist ein kleinstrukturierter Familienbetrieb, der seit 1984 nach Bioland-Richtlinien bewirtschaftet wird. Ursprünglich als Milchviehbetrieb geführt, entwickelte sich der Hof im Laufe der Jahrzehnte weiter: Mit dem Ende der Mutterkuhhaltung wurde der Gemüseanbau zum Hauptstandbein. Trotz der anspruchsvollen Bedingungen – mit 640 Metern Höhe, steinigem Boden und durchschnittlich 20-25 Bodenpunkten – gelingt es dem Betrieb, eine große Vielfalt ökologischer Produkte zu erzeugen. Ergänzt wird die landwirtschaftliche Produktion seit 1990 durch einen Bioladen mit Vollsortiment direkt am Hof.
Betriebsleiterin Maria Baier will sich in Zukunft mehr auf die Produktion und das "Erlebbarmachen" von Lebensmitteln fokussieren. Ziel ist es mehr Wertschöpfung auf dem Betrieb zu generieren und ihn breiter aufzustellen. Unter dem Motto "Bio-Vielfalt aus dem Frankenwald" will sie neben besonderen Gemüseraritäten, alte, vergessene Sorten von Druschfrüchten und Heil- und Gewürzkräutern anbauen.
Ernten, Kochen, Genießen: Bio-Erlebnisgastronomie im Frankenwald
Zur Förderung der Artenvielfalt wurde eine Streuobstwiese angelegt, die gemeinsam mit wilden Ecken und Blumenbeeten den heimischen Bienenvölkern eine wichtige Trachtquelle bietet. Die erzeugten Produkte werden nicht nur frisch ab Hof, sondern sollen zukünftig auch über einen Onlineshop vermarktet werden.
Ein besonderes Herzensprojekt ist das geplante Feldrestaurant bzw. Popup-Restaurant, das an ausgewählten Terminen in der Saison die hofeigenen Produkte in schmackhafte Gerichte verwandeln wird. Hier sollen Besucher die Prozesse vom Anbau bis zum Teller erleben und ein neues Verständnis für regionale und saisonale Ernährung gewinnen.
„Ich möchte, dass der Konsument wieder in Kontakt tritt mit dem Anbau. Wenn man keinen Bezug zur Landwirtschaft hat, versteht man nicht, wie aufwändig das alles ist.“ - Maria Baier
Nachhaltiger Low-Budget-Umbau statt Neubau
Der Umbau des Gebäudes für das Popup-Restaurant/-Hofcafé folgt einem Low-Budget-Ansatz. Das Konzept setzt auf Einfachheit – sowohl bei der Küchenausstattung als auch bei den Zutaten –, um eine bodenständige, aber hochwertige Küche zu ermöglichen. Maria Baier möchte ihre Gäste zum Verweilen und Genießen einladen. Gleichzeitig soll der Raum multifunktional genutzt werden und Platz für Gruppenangebote und Veranstaltungen bieten. Durch das Projekt sollen wieder Erlebnisorientierte Angebote auf dem Hof angeboten und weiterentwickelt werden.
„Mir geht es darum, wieder Wertschätzung zu schaffen: für das, was wächst, und für die Arbeit dahinter. Wenn Menschen selbst ernten, kochen und probieren, entsteht ein ganz anderer Bezug zu Lebensmitteln." - Maria Baier
Im Zentrum des Projekts steht nicht nur die Produktvermarktung, sondern ein gesellschaftlicher Anspruch: Landwirtschaft erlebbar machen, mit echtem Bezug zu Herkunft, Saisonalität und handwerklicher Verarbeitung. Maria Baier möchte Konsumentinnen und Konsumenten wieder näher an die Produktion heranführen, Vertrauen schaffen und zugleich ein Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung und Billig-Logik setzen.
Aktueller Umsetzungsstand & Herausforderungen im Projekt
Vor Projektstart wurde ein Projektplan zur Umsetzung erarbeitet. Trotz dieser klaren Struktur erlebte das Projekt im Sommer 2024 eine mehrmonatige Zwangspause.
„Ich musste mich nach den letzten Monaten erstmal wieder sortieren. Aber jetzt bin ich wieder voller Energie und Vorfreude auf das, was kommt.“ - Maria Baier
Trotz der herausfordernden letzten Monate wird nun wieder mit neuem Elan an der Weiterentwicklung des Himmelreichhofs gearbeitet. Ein zentrales Anliegen ist derzeit die Umsetzung gezielter Marketingmaßnahmen, um das Projekt sichtbar zu machen und neue Kundinnen und Kunden zu gewinnen. So entsteht aktuell eine neue Website, unterstützt durch professionelle Fotoshootings. Auch ein neuer Flyer sowie Aktivitäten auf Social Media befinden sich in Planung. Ziel ist es, ein stimmiges visuelles Konzept zu entwickeln, das die Werte des Hofes authentisch transportiert.
Parallel dazu schreitet die inhaltliche und organisatorische Weiterentwicklung des Projekts voran: Die Planung für zukünftige Workshops etwa zu Kochen, Kräuterkunde oder DIY-Angeboten wird konkretisiert. Hinzukommen sowohl betriebswirtschaftliche als auch strategische Fragen bezüglich der Ausrichtung des Angebots. In den Sitzungen wurden unter anderem Möglichkeiten der Finanzierung, Wirtschaftlichkeitsberechnungen sowie die Angebotsgestaltung intensiv besprochen. Auch auf dem Acker geht es voran: Erste Aussaatplanungen für Blumen und Kräuter sind gemacht, der Anbau soll nun weiter ausgebaut werden.
Inspiration und wichtige Impulse lieferten Besuche bei ähnlich strukturierten Betrieben. Dabei entstanden nicht nur neue Ideen für die Umsetzung, sondern auch wertvolle Hinweise auf mögliche Finanzierungswege. Der nächste Schritt wird nun das niederschwellige Testen des Gastroangebotes sein, um Erfahrungen zu sammeln und fundierte Entscheidungen für den weiteren Aufbau treffen zu können.
Das NEU.LAND. Pilotprojekt "Coaching in der Gründungsphase"
Maria Baier nimmt am NEU.LAND. Pilotprojekt „Coaching in der Gründungsphase“ teil. Das Projekt hat zum Ziel, landwirtschaftliche Betriebe beim Aufbau neuer, innovativer Betriebszweige durch Gründer-Coaches und Fachexperten zu unterstützen. Dieser Prozess wird von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) wissenschaftlich begleitet, um die Rolle und Bedeutung des Betriebscoachings in der Gründungsphase zu analysieren und zu bewerten.
Neugierig, welche Betriebe noch am Projekt teilnehmen?
Hier geht’s zur Übersichtsseite des Pilotprojekts „Coaching in der Gründungsphase“:
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