Pilotbetrieb Familie Schmid

Erlebnispädagogik und Bauernhofkindergarten

NEU.LAND.-Pilotbetrieb Familie Schmid © Alois Schmid
NEU.LAND.-Pilotbetrieb Familie Schmid © Alois Schmid


LANDKREIS: Weilheim-Schongau

REGIERUNGSBEZIRK: Oberbayern

WEITERE INFORMATIONEN:


DATEN UND FAKTEN

BETRIEBSNAME: Gut Grasleiten

BETRIEBSFORM: Haupterwerb

WIRTSCHAFTSWEISE: Ökologisch (seit 1991)

ARBEITSKRÄFTE: 4 AK

BETRIEBSGRÖSSE: 65 ha Grünland, 49 ha Wald mit Eigenjagd

BETRIEBSZWEIGE: Mutterkuhhaltung mit Ochsen- und Färsenmast, Urlaub auf dem Bauernhof, Forstwirtschaft, Rundholzverarbeitung, Photovoltaikanlage, Erlebnispädagogik, Bauernhofkindergarten, Lohnarbeiten i.R. einer Maschinengemeinschaft

VERMARKTUNG: Fleisch über Feneberg Lebensmittel GmbH und direkt ab Hof als Fleischpaket


Urlaub auf dem Bauernhof auf dem Gutshof aus dem Mittelalter

Im oberbayerischen Landkreis Weilheim-Schongau liegt Gut Grasleiten – ein historischer Klostergutshof mit Wurzeln bis ins 13. Jahrhundert. Heute bewirtschaftet die Familie Schmid den traditionsreichen ökologischen Vollerwerbsbetrieb in sechster Generation. Die Ausrichtung ist vielfältig: Mutterkuhhaltung, Forstwirtschaft, Ferienvermietung, Erlebnispädagogik – und inzwischen auch ein Bauernhofkindergarten.

Der reine Grünlandbetrieb wird seit über 30 Jahren biologisch bewirtschaftet. Die etwa 45 Limousin-Kühe und ihre Kälber beweiden den Sommer über die Flächen rund um Grasleiten, als Färsen und Ochsen werden die Tiere dann auf dem Betrieb ausgemästet. 2003 wurde in einen neuen Stall für die Mutterkühe investiert. Ein Großteil der Rinder wird über den Biomarkt Feneberg abgesetzt, daneben sind auch 10kg-Gemischtpakete am Hof zu erwerben.

Urlaub auf dem Biohof – ein weiteres Standbein entsteht

Schon früh erkannte Alois Schmid, dass Landwirtschaft allein das historische Hofensemble und die Versorgung dreier Generationen nicht sichern kann. Mit der Umstellung auf Bio begann er, zwei Ferienwohnungen einzurichten. Die Nachfrage stieg, und so wurde in den Jahren 2005 und 2014 der ehemalige Stall und das Gesindehaus denkmalgerecht ausgebaut. Heute können bis zu 56 Personen gleichzeitig Urlaub auf Gut Grasleiten machen – mitten in der Natur und im Herzen einer gelebten Landwirtschaft.

Um vor allem den kleinen Gästen ein besonderes Ferienerlebnis zu bieten, ließ sich Alois Schmid 2015 zum Erlebnisbauer und Waldpädagogen ausbilden. Daraus entwickelte sich schnell mehr als ein Freizeitprogramm: Erlebnistage mit Lagerfeuer, Tiere füttern, Ponyreiten, Traktorausflüge oder Pizza-Abende wurden fester Bestandteil des Hoflebens.

„Es macht Spaß, wenn die Kinder herkommen und daran Freude haben. Du merkst einfach, dass ihnen der Kontakt mit den Tieren guttut.“ - Alois Schmid


In dieser Zeit entstand auch eine enge Zusammenarbeit mit der Peter Maffay-Stiftung, deren nahegelegenes Gästehaus Kinder mit Beeinträchtigungen oder Traumata aufnimmt. Regelmäßig kommen Gruppen für einige Stunden auf den Hof – der Kontakt zu den Tieren wirkt beruhigend und stärkend auf die Kinder.

Vom Erlebnisangebot zum Bildungsort: Der Kindergarten kommt auf den Hof

Betriebsportrait Familie Schmid Bauernhofkindergarten Gut Grasleiten

Was mit der Ausbildung zum Erlebnisbauer und Waldpädagogen begann, entwickelte sich Schritt für Schritt zu einem ganz neuen Betriebszweig. Alois Schmid richtete zunächst für Feriengäste und Kindergeburtstage ein abwechslungsreiches Programm aus. Die positiven Rückmeldungen – nicht zuletzt aus der Zusammenarbeit mit der Peter Maffay-Stiftung – motivierten ihn, das Angebot weiterzuentwickeln. Alois Schmid erkannte: Der Bauernhof ist nicht nur ein spannender Lernort, sondern auch ein Ort, der Kindern emotional guttut.

Hier geht's zum Video-Portrait des Bauernhofkindergarten Gut Grasleiten:



Diese Erkenntnis, kombiniert mit dem Bedarf der Kommune nach zusätzlichen Kindergartenplätzen, führte anstatt einer baulichen Erweiterung des Kindergartens im Ort zur Gründung einer Bauernhofkindergartengruppe auf dem Hof. Seitdem besuchen Kinder des örtlichen Kindergartens regelmäßig an drei Tagen in der Woche den Hof, betreut von pädagogischem Fachpersonal des Kindergartens. Familie Schmid stellt dafür Gelände, Schutzraum und "Rahmenprogramm" bereit – vom Ponyreiten, Blaubeerpflücken bis zum Kälbchenschauen.


Nächster Schritt: Ein Bauernhofkindergarten mit festem Gebäude

Ermutigt durch das durchweg positive Feedback und die freiwerdende Fläche anstelle der alten Güllegrube, plant die Familie den nächsten großen Schritt: den Bau eines festen Kindergartengebäudes direkt auf dem Hof. Geplant ist ein Gebäude für zwei Gruppen – also etwa 40 Kinder – mit Aufenthaltsräumen, Sanitäranlagen, Küche und Indoor-Spielbereich. Letzterer soll außerhalb der Kindergartenzeiten auch den Feriengästen zur Verfügung stehen.

Im Rahmen des Coachings wurde der Betrieb bei der Entwicklung der Kommunikationsstrategie begleitet. Ziel war es, das Projekt gegenüber Behörden, politischen Entscheidungsträgern und weiteren relevanten Partnern fundiert, verständlich und mit klarer Botschaft zu vertreten. Eine wichtige Rolle spielte dabei die strategische Planung zur frühzeitigen Einbindung relevanter Akteure etwa aus Gemeinde, Fachbehörden oder politischem Umfeld, um die Chancen auf Genehmigung und Unterstützung zu erhöhen.
Alois Schmid berichtet, dass das Coaching eine neutrale Außensicht auf interne Fragestellungen ermöglicht hat und einen sicheren Raum bietet, in dem Themen offen besprochen werden können. Auch bei der Vorbereitung öffentlicher Auftritte, wie etwa eines Pitchs vor Entscheidungsträgern, lieferte das Coaching methodische Unterstützung.

In seinem Netzwerk kennt Alois Schmid kein vergleichbares Projekt. Der Antrag auf Vorbescheid wurde eingereicht, nun geht es Schritt für Schritt Richtung Umsetzung.


Das NEU.LAND. Pilotprojekt "Coaching in der Gründungsphase"

Der Betrieb von Familie Schmid nimmt am NEU.LAND. Pilotprojekt „Coaching in der Gründungsphase“ teil. Das Projekt hat zum Ziel, landwirtschaftliche Betriebe beim Aufbau neuer, innovativer Betriebszweige durch Gründer-Coaches und Fachexperten zu unterstützen. Dieser Prozess wird von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) wissenschaftlich begleitet, um die Rolle und Bedeutung des Betriebscoachings in der Gründungsphase zu analysieren und zu bewerten.


Neugierig, welche Betriebe noch am Projekt teilnehmen?

Hier geht’s zur Übersichtsseite des Pilotprojekts „Coaching in der Gründungsphase“:
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