Pilotbetrieb Familie Stelzer
„Kräuterei“ – Konzept zum Aufbau einer Vermarktung von selbsthergestellten Wildkräuterprodukten sowie Seminaren und Entspannungskursen

LANDKREIS: Hof
REGIERUNGSBEZIRK: Oberfranken
WEITERE INFORMATIONEN:
DATEN UND FAKTEN

BETRIEBSFORM: Haupterwerb
WIRTSCHAFTSWEISE: Konventionell
ARBEITSKRÄFTE: 2,5 AK
BETRIEBSGRÖSSE: 33 ha Ackerfläche, 23 ha Grünland und
5,5 ha Wald
BETRIEBSZWEIGE: Ackerbau, Grünland, Milchviehhaltung, Legehennenhaltung
ACKERBAU: Futterweizen, Futtergerste, Triticale, Erbsen, Mais
VERMARKTUNG: Milch über Käserei Bayreuth, Eier in Direktvermarktung
Familienbetrieb Stelzer im Wandel
Der landwirtschaftliche Betrieb der Familie Stelzer im Landkreis Hof, Oberfranken, ist seit mindestens 1635 im Familienbesitz. Mit der Betriebsübernahme brachte Markus Stelzer Anfang der 2000er-Jahre frischen Wind auf den Hof: Er erweiterte die bestehende kleine Hühnerhaltung und baute einen alten Kuhstall zum Legehennenstall um, und legte den Grundstein für einen neuen Betriebszweig. Heute werden die Eier der ca. 2.000 Legehennen an Großabnehmer und Privathaushalte vermarktet. Überschüssige Eier lässt Familie Stelzer zu Nudeln weiterverarbeiten.
Nun steht erneut Wandel auf dem Betrieb an: Der Betriebszweig Milchviehhaltung soll perspektivisch auslaufen, daher begab sich die Familie früh auf die Suche nach einer Alternative. Passend, dass sich Mona Stelzer-Gabriel beruflich umorientieren und die freien Arbeitskapazitäten nutzen wollte. Als zertifizierte Kräuterpädagogin und Entspannungstherapeutin hat Mona Stelzer-Gabriel das Konzept der „Kräuterei“ schon lange als Traum im Kopf. Was Mona Stelzer-Gabriel bei all diesen Angeboten fehlte, war die passende "Location". Angesichts der anstehenden Veränderungen im Betrieb, insbesondere dem geplanten Auslaufen der Milchviehhaltung, möchten sie nun mit ihrem Projekt neue Wege gehen.




Das Konzept hinter der "Kräuterei"
Die „Kräuterei“ soll ein multifunktionaler Ort auf dem Hof werden. Anstelle einer alten Scheune soll hier ein schadstoffarmes Thoma Holz-100-Haus errichtet werden. In der modernen Gastroküche sollen zukünftig saisonale Wildkräuterprodukte kreiert, produziert und vermarktet werden. In einem separaten Kursraum mit Schauküche sollen schon bald Seminare und Entspannungskurse stattfinden. Des Weiteren ist ein kleiner Hofladen geplant, in dem regionale Wildkräuterprodukte, Nudeln, Eier, Hühnersuppen und weitere Produkte vermarktet werden sollen.
Mona Stelzer-Gabriel möchte einen Ort der Geselligkeit und Gemeinschaft schaffen, an dem Menschen jeden Alters und mit Handicap den Umgang mit der Natur praxisnah und stilvoll erleben können. Bis das Projekt erfolgreich angelaufen ist, soll die Milchviehhaltung weiterlaufen.
„Mein Wunsch ist es, Menschen aller Altersgruppen zusammenzubringen – beim Sammeln, Kochen, Entspannen – und ihnen zu zeigen, wie viel Freude im einfachen, echten Naturerlebnis steckt.“ - Mona Stelzer-Gabriel
Doch wie soll man anfangen? Nach der Zwangspause durch die Corona-Pandemie startete Mona Stelzer-Gabriel alias „Frau Holla” mit ersten Angeboten: Vorträgen, Seminaren, Räucherkursen, Wildkräuterimbissen, Hofführungen und Entspannungskursen. Für die Zubereitung der Wildkräuterprodukte nutzt sie bisher eine externe Gastroküche.
Doch damit nicht genug: Auch die Althennen aus der Legehennenhaltung sollen sinnvoll verwertet und zu hochwertigen Produkten wie Hühnersuppen und Brühen verarbeitet werden. Damit schließt der Betrieb einen wichtigen Kreislauf innerhalb der eigenen Wertschöpfung und setzt ein klares Zeichen für einen bewussten Umgang mit Ressourcen und mehr Wertschätzung für das Tier. Die geplanten Suppenhühnerprodukte sollen das Angebot der „Kräuterei“ zukünftig ergänzen.








Ein neuer Betriebszweig entsteht
Für Familie Stelzer ist der geplante Aufbau der „Kräuterei“ als neuer Betriebszweig ein bedeutender Entwicklungsschritt. Im Rahmen der Prozessbegleitung wurden von Anfang an Wünsche und Risiken sowie die strukturierte Planung der nächsten Schritte in den Fokus genommen. Für Mona Stelzer-Gabriel war dabei die Erstellung des Business- und Finanzplans besonders wichtig, denn dieser diente nicht nur der eigenen Orientierung, sondern war auch die notwendige Grundlage für die spätere Bank- und Förderberatung. Bis zur Abgabe des Förderantrags wurden Inhalte erarbeitet, Angebote eingeholt sowie die Investitionskosten ermittelt und kalkuliert.
„Der Coach nimmt uns bei all den Schritten an die Hand. Gibt Hausaufgaben, setzt Impulse für die nächsten Schritte und steht bei Fragen immer bereit. Der Coach bekommt einen Einblick in die Betriebsführung und es ist eine tiefe Vertrauensbasis vorhanden." – Mona Stelzer-Gabriel
Inzwischen wurde der Business- und Finanzplan weitestgehend finalisiert, die Baugenehmigung erteilt und die Förderanträge gestellt. Nun heißt es warten auf die Fördergenehmigung. Die Zeit wird jedoch sinnvoll genutzt: Parallel werden wichtige Themen wie Umsatzsteuer, betriebliche Abgrenzung (freiberuflich oder gewerblich) sowie Marketing intensiv bearbeitet. Zusätzlich konnte Mona Stelzer-Gabriel an Weiterbildungen im Bereich Social Media teilnehmen und wertvolle Impulse für die Vermarktung ihrer Angebote sammeln.
„Die Unterstützung hat uns nicht nur geholfen, Struktur in unser Projekt zu bringen, sondern auch neue Ideen zu entwickeln, Überflüssiges loszulassen und die Potenziale unseres Betriebs klarer zu erkennen.“ - Mona Stelzer-Gabriel
Das NEU.LAND. Pilotprojekt "Coaching in der Gründungsphase"
Familie Stelzer nimmt am NEU.LAND. Pilotprojekt „Coaching in der Gründungsphase“ teil. Das Projekt hat zum Ziel, landwirtschaftliche Betriebe beim Aufbau neuer, innovativer Betriebszweige durch Gründer-Coaches und Fachexperten zu unterstützen. Dieser Prozess wird von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) wissenschaftlich begleitet, um die Rolle und Bedeutung des Betriebscoachings in der Gründungsphase zu analysieren und zu bewerten.
Neugierig, welche Betriebe noch am Projekt teilnehmen?
Hier geht’s zur Übersichtsseite des Pilotprojekts „Coaching in der Gründungsphase“:
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