Pilotbetrieb Anna und Markus Clement

Konzept für einen Quereinstieg in eine nachhaltige Land- und Almwirtschaft

NEU.LAND. Pilotbetrieb Anna und Markus Clement
Betriebsleiterehepaar Anna und Markus Clement © Biohof Dimper

LANDKREIS: Garmisch-Partenkirchen

REGIERUNGSBEZIRK: Oberbayern

DATEN UND FAKTEN

BETRIEBSNAME: Biohof Dimper

BETRIEBSFORM: Haupterwerb

WIRTSCHAFTSWEISE: Ökologisch

ARBEITSKRÄFTE: 2 AK

BETRIEBSGRÖSSE: 20 ha Grünland und 9 ha Wald

BETRIEBSZWEIGE: Milchviehhaltung, Direktvermarktung, Urlaub auf dem Bauernhof, Archehof, Naturschutz (Streuwiesen)

VERMARKTUNG: Milch über Molkerei Hochland; ein Teil der Milch, sowie Eier und Fleisch in Direktvermarktung


Quereinstieg ermöglicht durch außerfamiliäre Hofübergabe

Im oberbayerischen Landkreis Garmisch-Partenkirchen, eingebettet in die sanfte Hügellandschaft der Ammergauer Alpen wagen Anna und Markus Clement den Quereinstieg in die Landwirtschaft. Im März 2023 haben die beiden den Dimperhof übernommen – einen traditionsreichen, aber sanierungsbedürftigen Milchviehbetrieb aus dem Jahr 1842.

Schnell wurde dem Betriebsleiterehepaar klar: In seiner bisherigen Form – mit acht Milchkühen in Anbindehaltung – ist der Hof weder ökonomisch tragfähig noch zukunftsfähig. Statt auf das übliche Modell von Wachstum durch Flächenausweitung und Spezialisierung zu setzen, entschieden sich die Clements für einen anderen Weg: Sie wollen den Betrieb schrittweise zu einem Modellprojekt für kleinstrukturierte Landwirtschaft entwickeln.

Ziel ist es, das historische Hofensemble zu erhalten, alternative Betriebszweige zu integrieren und dabei konsequent Tierwohl, Biodiversität und ökologische Prinzipien in den Mittelpunkt zu stellen. Die beiden wollen zeigen, wie kleinstrukturierte Landwirtschaft im Umbruch gelingen kann.

Von der Hofsuche zur Hofübernahme – ein neuer Weg in die Landwirtschaft

Nach drei Jahren intensiver Suche fanden die Clements ihren Hof über eine Anzeige im Wochenblatt. Die außerfamiliäre Hofübernahme gelang, weil der Hofübergeber bereit war, loszulassen und weil das Ehepaar gleichzeitig den nötigen Respekt vor dem Bestehenden mitbrachte. Sie bewirtschaften den Hof eigenständig, in Teilkauf und auf Leibrente, damit eine langfristige Perspektive gesichert ist.

„Der Quereinstieg war für uns keine spontane Idee, sondern ein lang gehegter Wunsch, der jetzt mit diesem Hof zur Realität wurde.“ - Anna und Markus Clement


Neustart mit Fokus auf Vielfalt

Seit 01.07.2024 ist es nun offiziell: Der Biohof Dimper ist ein ökologisch wirtschaftender Betrieb. Die 20 Hektar Grünland und 9 Hektar Wald werden extensiv bewirtschaftet, Streuwiesen gepflegt. Die bestehende Fleckvieh-Herde wird schrittweise durch Murnau-Werdenfelser ergänzt – eine robuste, gefährdete Zweinutzungsrasse aus der Region.

„Die Nachzucht bleibt komplett am Betrieb und wird nicht enthornt. Das ist uns wichtig. Die männlichen Tiere mästen und vermarkten wir selbst.“ – Anna und Markus Clement


Mit viel Engagement bauen Anna und Markus Clement derzeit die Direktvermarktung auf. Die Direktvermarktung erfolgt bewusst kleinstrukturiert: Milch, Eier, Fleisch und verarbeitete Produkte wie Pfefferbeißer und Leberkäse gibt es ab Hof. Vor Kurzem hat der Betrieb in einen Verkaufsautomaten investiert.


Neue Wege statt Wachstum um jeden Preis

Statt auf Wachstum wollen die Clements auf einen neuen Laufstall mit Gründach und geplanter Heumilchproduktion setzen. Der neue Stall soll Platz für 33 Tiere plus Nachzucht haben und ist als zentraler Investitionsschritt für die wirtschaftliche und strukturelle Zukunft des Betriebs geplant.

„Als Quereinsteiger bringt man den Blick von außen mit. Das hilft, Dinge neu zu denken und alte Strukturen zu hinterfragen.“ - Anna und Markus Clement


Ein weiteres Angebot im Aufbau ist der Urlaub auf dem Bauernhof. Mit handwerklichem Geschick und viel Eigenleistung hat Markus Clement, gelernter Schreiner, die Umbauarbeiten selbst übernommen. Inzwischen stehen Gästen zwei liebevoll gestaltete Ferienwohnungen sowie zwei Stellplätze für Zelte und Wohnwagen zur Verfügung. Die Unterkünfte können bequem über die Plattformen „Ammergauer Alpen“ und „booking.com“ gebucht werden.


Arche-Hof: Schutz alter und gefährdeter Haustierrassen

Der Biohof Dimper ist auf dem Weg zum zertifizierten Arche-Hof – eine Auszeichnung für Betriebe, die sich der Erhaltung alter Nutztierrassen verschrieben haben. Der Begriff "Arche-Hof" ist eine eingetragene Marke der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH). Die Arche-Höfe verfolgen das Ziel, vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen aktiv zu erhalten und weiter zu züchten. Voraussetzung für die Listung als Arche-Hof ist die Haltung von mindestens drei Rassen aus zwei verschiedenen Tierartengruppen.

Neben Milchkühen und deren Nachzucht leben Esel, Ziegen, Kater „Alfons“ und seltene Hühnerrassen auf dem Hof.

Weitere Informationen zu den GEH-Arche-Höfen finden Sie auf der folgenden Homepage: Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH)

Schwerpunkt im Coaching: Aufbau von Hofmarke, Direktvermarktung und digitaler Präsenz

Hauptaugenmerk liegt aktuell auf dem strategischen Aufbau der Hofmarke, der Direktvermarktung sowie der Entwicklung eines authentischen Außenauftritts. Gemeinsam mit dem Coach arbeiten Anna und Markus Clement an ersten Grundlagen für Markenidentität, Zielgruppenansprache und Produktpräsentation. Mithilfe des Business Model Canvas und systemischer Fragetechniken konnten zentrale Werte, Alleinstellungsmerkmale und langfristige Ziele herausgearbeitet werden.

Die Entwicklung einer Homepage sowie die Gestaltung eines Logos wurden nun als nächste Schritte zur Sichtbarkeit definiert – mit dem Ziel, ein einfaches, ehrliches und machbares Marketingkonzept zu realisieren. Besonders wichtig ist den beiden eine direkte Verbindung zu Kundinnen und Kunden aufzubauen und dass der Außenauftritt zur eigenen Haltung passt.

Gleichzeitig gilt es jetzt, die Direktvermarktung strategisch aufzubauen – etwa durch gezielte Produktpositionierung und die Erprobung erster Vertriebswege. In einer Phase hoher Arbeitsbelastung kurz nach der Übernahme und familiärer Veränderungen unterstützt das Coaching vor allem dabei, Komplexität zu strukturieren, realistische Schritte zu priorisieren und trotz begrenzter Kapazitäten handlungsfähig zu bleiben.


Das NEU.LAND. Pilotprojekt "Coaching in der Gründungsphase"

Anna und Markus Clement nehmen am NEU.LAND. Pilotprojekt „Coaching in der Gründungsphase“ teil. Das Projekt hat zum Ziel, landwirtschaftliche Betriebe beim Aufbau neuer, innovativer Betriebszweige durch Gründer-Coaches und Fachexperten zu unterstützen. Dieser Prozess wird von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) wissenschaftlich begleitet, um die Rolle und Bedeutung des Betriebscoachings in der Gründungsphase zu analysieren und zu bewerten.

Neugierig, welche Betriebe noch am Projekt teilnehmen?

Hier geht’s zur Übersichtsseite des Pilotprojekts „Coaching in der Gründungsphase“:
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